2. August 2021

Zuzana Čaputová

Präsidentin der Slowakischen Republik

Gedenkrede zum 2. August 2020, Internationaler Gedenktag an den Holocaust an Sinti und Roma

Sehr geehrte Teilnehmerinnen und Teilnehmer unseres virtuellen Gedenkens,

Heute gedenken wir der 500 000 Roma und Sinti, die während des Zweiten Weltkriegs ermordet wurden. Leider wissen wir immer noch zu wenig über den Holocaust an den Roma.

Wir lernen bedauerlicherweise nur langsam etwas über die unvorstellbaren Schrecken, die die Schicksale bestimmter Menschen, Familien und Gemeinschaften geprägt und die sich in ihre Erinnerungen eingebrannt haben. Es ist nicht nur mein Wunsch, sondern auch unsere Verantwortung als Gesellschaft, dafür zu sorgen, dass die Öffentlichkeit etwas über den Holocaust an den Roma und, allgemeiner, über die Geschichte der Roma erfährt. Damit unsere Kinder im Geschichtsunterricht etwas darüber lernen. Damit sie verstehen, wie leicht und doch extrem gefährlich es ist, eine Gruppe von Menschen aufgrund von Unterschieden zu entmenschlichen; oder wie leicht es ist, Vorurteile zu benutzen, um verbale und physische Gewalt oder, in ihrer extremen Version, sogar Völkermord zu rechtfertigen. Es ist notwendig, unsere Vergangenheit zu kennen, wenn wir solidarische und tolerante Gesellschaften schaffen wollen - heute und in der Zukunft.

Der Holocaust an den Roma darf nicht vergessen werden.

Wenn wir heute der Tragödie des Holocaust an den Roma und Sinti gedenken, ist es die Pflicht von uns Politikern, jede Form von Rassismus, Antisemitismus, Antiziganismus, Homophobie und andere Formen der Intoleranz entschieden zurückzuweisen und für diejenigen einzutreten, die heute diesen Hass erleiden.

Es ist jedoch wichtig, noch viel mehr zu tun. Die Pandemie, durch die das heutige Gedenken an diesem besonderen Tag eingeschränkt wird, hat tatsächlich die ungleichen Lebensbedingungen zahlreicher Roma-Gemeinschaften noch weiter verschärft. Von unzureichendem Zugang zu Trinkwasser bis hin zu enormen Benachteiligungen, denen Roma-Kinder beim Zugang zu Bildung ausgesetzt sind. Diese Umstände sind Spiegelbild unserer Gesellschaft und unserer Bereitschaft, Raum für Integration zu schaffen und sicherzustellen, dass alle in Würde und Gleichheit leben können. Die Krise hat einmal mehr bestätigt, dass mehr getan werden muss.

Wir stehen zusammen, mit Roma-Männern und Roma-Frauen; unsere Zusammenarbeit muss auf einer gleichberechtigten Partnerschaft beruhen. Genau dieses Prinzip muss sich in unserer gesamten Gesellschaft widerspiegeln - aus dem einfachen Grund, weil die Roma vollwertigen Mitglieder sind.

Wir leben alle zusammen in einer Welt.

Wir werden nicht vergessen.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

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