2 August 2024
Florian Herrmann
Leiter der Staatskanzlei Bayern/Staatsminister für Bundesangelegenheiten und Medien
Video-Statement anlässlich des 2. August 2024, dem Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma
Über 4.200 Menschenleben wurden am 2. August 1944 auf bestialische Art und Weise im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ausgelöscht.
Über 4.200 Söhne, Töchter, Brüder, Schwestern, Mütter, Väter, Großeltern, Freundinnen und Freunde. Jedes Leben mit einer eigenen Geschichte.
Der Mord an diesen über 4.200 Menschen und den insgesamt schätzungsweise 500.000 Opfern der Sinti und Roma, macht uns auch 80 Jahre später noch fassungslos.
Es hat lange – zu lange – gedauert, bis der Völkermord an den Sinti und Roma anerkannt wurde und der heutige Gedenktag seinen festen Platz im Kalender bekommen hat.
Erst im Jahr 2015 hat das Europäische Parlament den 2. August zum „Europäischen Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma“ erklärt.
Seitdem ist dieser Tag der Erinnerung an das Menschheitsverbrechen an den Sinti und Roma gewidmet.
Wir erinnern uns mit Wut und Scham zurück an die Täter, die diese unbegreiflichen Verbrechen begangen haben.
Aber vor allem erinnern wir uns in tiefer Trauer und Demut zurück an deren Opfer.
Dabei müssen wir uns bewusst machen: Erinnerung ist mehr als das bloße Nicht-Vergessen.
Erinnerung mahnt uns, Haltung zu zeigen. Wenn Sprache sich verändert, wenn Tabus gebrochen werden und wenn Unsagbares wieder sagbar gemacht werden soll, müssen wir laut widersprechen. Denn Schweigen ist auch eine Aussage.
Erinnerung verpflichtet uns, zu lernen und zu lehren. Erinnerungsorte erzählen die Geschichten der Opfer und sind so Lernorte für künftige Generationen. Denn je weniger Holocaust-Überlebende bleiben, die uns ihre Geschichte berichten können, desto schwieriger wird die Annäherung an die unglaublichen Verbrechen dieser Zeit.
Und Erinnerung ist auch der Auftrag, wachsam zu sein und zu verhindern, dass es wieder geschieht. In Zeiten wieder aufkeimenden Antiziganismus, Antisemitismus, Rassismus, Hass und Hetze ist das bedeutender denn je.
Wir stellen uns diesem Auftrag, wir handeln.
Es freut uns deshalb sehr, dass im Juni eine Ständige Bund-Länder-Kommission gegen Antiziganismus und für das Leben der Sinti und Roma eingerichtet wurde. Auch Bayern leistet dazu seinen Beitrag.
Ganz eigene, konkrete bayerische Schwerpunkte setzen wir schon seit Jahren mit unserem Gesamtkonzept Erinnerungskultur. Zeichen unserer besonderen Wertschätzung ist darüber hinaus unser Vertrag mit dem bayerischen Landesverband des Verbands Deutscher Sinti und Roma.
Seien Sie aber auch versichert: In Bayern sind wir nicht nur wachsam, sondern auch wehrhaft. Rassistische Straftaten werden bei uns mit aller Konsequenz strafrechtlich verfolgt.
Wir sind davon überzeugt: Mit Gedenken und Erinnern wird man nie fertig. Die Erinnerung begleitet uns bis ans Ende unserer Zeit. Denn „Nie wieder“ ist heute, morgen und für immer.
Stellungnahmen 2024
Romani Rose
Zentralrat Deutscher Sinti und Roma
Roman Kwiatkowski
Verband der Roma in Polen
Piotr Cywinski
Direktor des Staatlichen Museums und der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau
Alma Klasing
Überlebender des Holocaust
Bolesław Rumanowski
Überlebender des Holocaust