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2 August 2024

Saskia Esken

MdB, Bundesvorsitzende der SPD

Video-Statement anlässlich des 2. August 2024, dem Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma

Sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter der Sinti und Roma in Europa,
sehr verehrte Damen und Herren aus Politik und Zivilgesellschaft,
aber vor allem sehr verehrte, liebe Zeitzeuginnen und Zeitzeugen,

es ist mir eine große Ehre, im Namen der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands diese Videobotschaft zu Ihrer Gedenkveranstaltung anlässlich des Europäischen Holocaust-Gedenktages für Sinti und Roma senden zu dürfen. Angesichts des großen, nicht in Worte zu fassenden Leids, das vielen Menschen aus Ihren Familien angetan wurde, fällt es schwer, die richtigen Worte zu finden, um Sie an diesem Tag zu grüßen.

Zunächst ist da vor allem Bewunderung.

Bewunderung dafür, dass Sie sich seit Jahrzehnten so beharrlich und gleichzeitig einfühlsam für die Aufarbeitung und Aufklärung der menschenverachtenden Verbrechen im Zweiten Weltkrieg einsetzen, die Ihren Menschen angetan wurden. Bewunderung dafür, dass Sie die Kraft aufbringen, sich immer wieder den Verletzungen der Vergangenheit auszusetzen.

Mit Ihrer unermüdlichen Kraft haben Sie es im Jahr 1982 erreicht, dass spät – aber nicht zu spät – die Anerkennung endlich möglich wurde: Dass den Sinti und Roma durch die NS-Diktatur schweres Unrecht zugefügt worden ist. Dass sie aus rassischen Gründen verfolgt und viele von ihnen ermordet wurden. Dass diese Verbrechen den Tatbestand des Völkermordes erfüllt haben. Eine Tat, die niemals vergessen werden kann, niemals vergessen werden darf. Und deshalb ist es gut, dass Sie, dass wir daran erinnern.

Mich erfüllt auch Dankbarkeit, wenn ich auf Ihre Erinnerungsarbeit blicke! In wertvoller Gedenkstättenarbeit haben Sie für die Nachwelt aufgezeigt, welche Gräueltaten Ihrem Volk angetan wurden. Damit heutige und künftige Generationen sich erinnern. Damit sie verstehen, verarbeiten und nach vorne blicken können. Denn trotz oder gerade wegen der Vergangenheit wollen Sie, dass Sinti und Roma Teil der Gesellschaft in Deutschland sind und bleiben. Und auch dafür bin ich dankbar. Denn Sie bereichern dieses Land.

Erinnerungsarbeit ist immer auch Bildungsarbeit. Mit Ihrer Arbeit tragen Sie maßgeblich dazu bei, dass die Geschichte der Sinti und Roma und der Verbrechen an ihnen als Teil unserer Geschichte in der Bildungsarbeit verankert werden kann. Die aufgeklärte Erinnerung an die Verbrechen der NS-Diktatur muss nicht nur in Deutschland aufrecht erhalten bleiben. Sie muss in das Verständnis unserer gemeinsamen europäischen Vergangenheit eingehen, um für alle Zukunft klarzumachen: Nie wieder ist jetzt!

Und das ist gerade heute wieder wichtig! Denn was Sie und was auch andere Menschen in diesem aufgeklärten Land, in dem Deutschland von heute erneut erleben müssen, diese Anfeindungen, Gewalttaten und Einschüchterungen – das erfüllt mich mit tiefer Scham.

Gerade jetzt müssen wir die demokratischen Kräfte bündeln – Politikerinnen und Politiker, Verbände, Kirchen, Kommunen, Gemeinschaften vor Ort. Gemeinsam müssen wir uns der Anfänge erwehren, der Kräfte, die danach trachten, Gruppen von Menschen in unserem Land und in Europa auszugrenzen.

Die hunderttausendfachen Demonstrationen gegen das Konzept der sogenannten „Remigration“, das doch nichts anderes als Deportation bedeutet, diese Demonstrationen haben gezeigt, dass unsere Gesellschaft über eine kraftvolle demokratische Mehrheit verfügt. Sie haben gezeigt, dass diese Mehrheit ein offenes und vielfältiges Land sein will, in dem viele verschiedene Kulturen mit ihren Familien, ihren Traditionen, ihrem Glauben, ihren Sprachen in Frieden zusammenleben.

Ich wünsche uns allen, dass diese Gesellschaft uns durch die kommenden Monate und Jahre und in eine gute Zukunft tragen wird. Und ich bin froh, zu wissen, dass Sie Teil davon sind. Ich wünsche Ihnen eine würdevolle Gedenkveranstaltung und alles Gute.

Stellungnahmen 2024

Piotr Cywinski

Direktor des Staatlichen Museums und der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau

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Veranstaltung unter der Schirmherrschaft des Europäischen Parlaments

Kofinanziert von der Europäischen Union und kofinanziert und durchgeführt vom Europarat

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