2 August 2024
Mehmet Daimagüler
Antiziganismusbeauftragter der Bundesregierung
Video-Statement anlässlich des 2. August 2024, dem Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma
Der 2. August ist ein wahnsinnig wichtiger Tag. Ist ein wichtiger Tag für die Minderheit der Sinti und Roma, aber auch ein wichtiger Tag für Deutschland. Für unser Land.
An diesem Tag gedenken wir den Tausenden und Abertausenden von Menschen, die im Dritten Reich umgebracht worden sind. Umgebracht worden sind nicht im deutschen Namen, sondern von Deutschen. Von unseren Vorfahren. Es waren Menschen, die unsere Nachbarn waren. Unsere Freunde waren. Unsere Kolleginnen und Kollegen waren. Diese Menschen haben wir auf dem Gewissen.
Und jetzt gedenken wir am 2. August, dem Internationalen Holocaust Gedenktag für Sinti und Roma. Und wir müssen unheimlich aufpassen, dass dieses Gedenken nicht verharrt in der Vergangenheit. Nicht in einem Vakuum stattfindet. Nicht eingemauert wird in den Geschichtsbüchern, sondern dass wir uns die Frage stellen: “Was bedeutet das für hier und heute? Was bedeutet das für uns als Land, als Gesellschaft? Was müssen wir tun?” Denn seien wir ehrlich: Dieses Land hat den Völkermord erst ganz, ganz spät und auch nur halbherzig anerkannt. Erst nach einem langen, langen Kampf der Bürgerrechtsbewegung. Nach einem Hungerstreik. Und auch heute noch wird er von nicht Wenigen einfach nur bestritten.
Und wir haben es mit Antiziganismus zu tun im Alltag. Und nicht nur auf der Straße, sondern auch bei Behördengängen. Umso wichtiger ist es, dass wir verstehen, dass die Vergangenheit nicht etwas ist, was wir wegschieben können. Was wir zuordnen können den Vorfahren, von denen die meisten tot sind. Sondern es ist etwas, was uns verpflichten muss. Und was heißt das konkret? Konkret heißt es: Wir müssen gegen Antiziganismus und Rassismus vorgehen. Wir müssen dieses Thema ernst nehmen. Wir müssen zuhören. Wir müssen an unseren Gesetzen arbeiten. Wir müssen an der Aus- und Weiterbildung unserer Polizeibeamten und Beamten arbeiten.
Vor allem aber müssen wir verstehen, dass die Sinti und Roma, dass die Menschen, die nicht nur persönlich betroffen sind, sondern dass diese Menschen es sind, denen wir zuhören müssen, mit denen wir gemeinsam - gemeinsam für ein besseres Land, für eine bessere Zukunft arbeiten müssen. Und da können wir dankbar sein als Land. Ich als Vertreter der Politik bin es. Ich bin dankbar, den Menschen aus der Minderheit, dass sie uns die Chance geben, das Vertrauen schenken, dass wir es besser machen werden in Zukunft. Und daran wollen wir gemeinsam arbeiten.
Stellungnahmen 2024
Romani Rose
Zentralrat Deutscher Sinti und Roma
Roman Kwiatkowski
Verband der Roma in Polen
Piotr Cywinski
Direktor des Staatlichen Museums und der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau
Alma Klasing
Überlebender des Holocaust
Bolesław Rumanowski
Überlebender des Holocaust