2. August 2021
Dr. Piotr M. A. Cywiński
Direktor des Staatichen Museums Auschwitz-Birkenau
Gedenkrede zum 2. August 2020, Internationaler Gedenktag an den Holocaust an Sinti und Roma
Heute gedenken wir des 76. Jahrestages der Liquidierung des so genannten Zigeunerfamilienlagers in Birkenau, der Ermordung der allermeisten verbliebenen Sinti und Roma in Auschwitz.
Es ist in der Tat ein Tag, an dem wir der Geschichte gedenken, auf die Vergangenheit blicken und uns verpflichten sollten, an diese Ereignisse zu erinnern. Es ist auch und vielleicht vor allem ein Tag, an dem wir auf uns selbst, auf unsere heutige Welt und auf das, was wir aufzubauen versuchen, schauen sollten. Wie uns die Geschichte von Auschwitz lehrt, führt Diskriminierung zu bedingungsloser Ausgrenzung. Ausgrenzung führt zur Entmenschlichung und endet im Völkermord. Leider haben wir diesen Ursache-Wirkungs-Zusammenhang an vielen Orten auf der ganzen Welt beobachtet.
Heute jedoch ist die Diskriminierung von Sinti und Roma in fast ganz Europa präsent. Unabhängig davon, ob wir uns daran erinnern wollen oder nicht, es gibt Länder, Regionen und Städte, in denen es sie heute noch gibt, vielleicht nicht de jure, aber de facto: Ghettos, in denen Roma, Sinti, Gitanos, Manouches und all jene leben, die wir manchmal romantisierend als reisende Menschen bezeichnen und die wir in unseren Gemeinschaften nicht mit vollen Bürgerrechten akzeptieren. Erinnern wir uns: Diskriminierung führt zu Ausgrenzung, die zu Entmenschlichung führt und das wiederum führt in den Völkermord.