Romani Rose in der KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen, 1979, Foto: plata / Friedrich Stark / GfbV.

Erste Bürgerrechtskampagne: Öffentlich gegen Rassismus

„Zutritt für Landfahrer verboten“! Mit solchen Schildern verwehrten Campingplatze oder Geschäfte noch in den 1960er und 1970er Jahren Sinti und Roma den Zutritt. Seit Sommer 1979 demonstrierten Sinti und Roma gegen diese Beschneidung der im Grundgesetz gewahrten Rechte auf Gleichheit und Freizügigkeit. Die Menschenrechtsorganisation „Gesellschaft für bedrohte Volker“ leistete beim Aufbau der Bürgerrechtsbewegung deutscher Sinti und Roma eine wichtige Unterstützung. Mit ihrer finanziellen und organisatorischen Hilfe startete der „Verband Deutscher Sinti“ eine systematische Öffentlichkeitskampagne zur Anerkennung des NS-Völkermordes an den Sinti und Roma Europas. Die Forderungen der Bürgerrechtsbewegung nach Abbau von Diskriminierungen gegenüber Sinti und Roma sollten dadurch bekannt gemacht werden.

Am 27. Oktober 1979 veranstaltete der „Verband Deutscher Sinti“ die erste internationale Gedenkkundgebung zur Erinnerung an die von den Nationalsozialisten ermordeten Sinti und Roma auf dem Gelände der KZ-Gedenkstatte Bergen-Belsen. Unter den 2.000 Teilnehmern waren 500 Sinti und Roma aus zwölf europäischen Staaten, nationale und internationale Politiker sowie Vertreter anderer NS-Opfergruppen. Die wichtigste Rednerin der Kundgebung war die erste Präsidentin des Europaparlaments, Simone Veil. Sie hatte als jüdisches Kind selbst das KZ Bergen-Belsen überlebt, ihre Mutter war dort ermordet worden. Zahlreiche nationale und internationale Medien bis hin zum Time Magazine berichteten über die Gedenkkundgebung. Erstmals erfuhr eine breite Öffentlichkeit von der NS-Verfolgung der Sinti und Roma sowie dem anhaltenden Antiziganismus in der Bundesrepublik Deutschland. Nur wenige Tage später übergab eine Delegation von Sinti und Roma an die Bundesregierung in Bonn ein Memorandum mit den wichtigsten politischen Zielen der Bürgerrechtsbewegung: Die Veränderungen im Verhältnis zwischen der Minderheit und der Mehrheitsgesellschaft sowie die offizielle politische Anerkennung des NS-Völkermordes.

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Veranstaltung unter der Schirmherrschaft des Europäischen Parlaments

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