Beendigung des Hungerstreiks in der KZ-Gedenkstätte Dachau, 1980; auf dem Bild von links: Uta Horstmann, Anton Franz, Dronja Peter, Hans Braun, Romani Rose, Jakob Bamberger, Fritz Greußing, Franz Wirbel; Foto: Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma.
Der Hungerstreik im ehemaligen Konzentrationslager Dachau
Am Karfreitag 1980 traten zwölf Sinti in einen Hungerstreik in der KZ-Gedenkstatte Dachau. Die Aktion wurde zu einem zentralen Ereignis der Bürgerrechtsbewegung der Sinti und Roma in Deutschland. Ein besonders moralisches Gewicht bekam der Streik durch die Teilnahme der KZ-Überlebenden Jakob Bamberger, Hans Braun und Franz Wirbel.
Die bis 1970 in Bayern geltende sogenannte „Landfahrerordnung“ hatte jahrzehntelang die Grundrechte von Sinti und Roma eingeschränkt. Bayerische Kriminalpolizisten hatten in der „Landfahrerzentrale“ bis in die 1970er Jahre Namen, Fingerabdrucke und persönliche Daten von Sinti und Roma aus dem gesamten Bundesgebiet in Akten erfasst, die teilweise sogar bereits in der Zeit des Nationalsozialismus angelegt worden waren. In vielen Entschädigungsprozessen waren diese Akten dazu verwendet worden, um Klagen von Sinti und Roma abzuweisen, die den Holocaust überlebt hatten.
Mit dem einwöchigen Hungerstreik wollten die Sinti Aufklarung über den Verbleib der Akten der ehemaligen „Landfahrerzentrale“ erhalten. Romani Rose verhandelte als Sprecher der Streikenden mit dem bayerischen Innenministerium. Der Protest löste eine breite öffentliche Solidaritätswelle aus und markiert einen Wendepunkt in der öffentlichen Wahrnehmung der Minderheit. Etwa 100 in- und ausländische Journalisten berichteten täglich von den Ereignissen in Dachau. Schließlich räumte die Landesregierung öffentlich ein, dass Diskriminierungen gegenüber Sinti und Roma abgebaut werden mussten. Zudem versicherte das Innenministerium, dass die Akten der bayerischen „Landfahrerzentrale“ zu Beginn der 1970er Jahre vernichtet worden seien.
Zum offiziellen Abschluss des Hungerstreiks empfingen die Bürgerrechtler am 12. April 1980 Bundesjustizminister Hans-Jochen Vogel in Dachau. Er sagte ihnen Unterstützung zu und bezeichnete die Protestaktion als einen „ganz wichtigen Anstoß“ zum Abbau von Vorurteilen.
![](https://www.roma-sinti-holocaust-memorial-day.eu/wp-content/uploads/2020/07/Demontration-Heidelberg-1973.jpg)
Die Anfänge der Bürgerrechtsarbeit deutscher Sinti und Roma
Ausstellung "45 Jahre Bürgerrechtsarbeit deutscher Sinti und Roma"
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Erste Bürgerrechtskampagne: Öffentlich gegen Rassismus
Ausstellung "45 Jahre Bürgerrechtsarbeit deutscher Sinti und Roma"
![](https://www.roma-sinti-holocaust-memorial-day.eu/wp-content/uploads/2020/07/Hungerstreik-1980-scaled.jpg)
Der Hungerstreik im ehemaligen Konzentrationslager Dachau
Ausstellung "45 Jahre Bürgerrechtsarbeit deutscher Sinti und Roma"
![Removal of the “Nazi race files” to the Federal Archive in Koblenz, following the occupation of the Tübingen University archive in September 1981; in the foreground, Holocaust survivor Jakob Bamberger](https://www.roma-sinti-holocaust-memorial-day.eu/wp-content/uploads/2020/07/5_0_buergerrechtsarbeit003-scaled.jpg)
Die Suche nach den NS-Rassenakten
Ausstellung "45 Jahre Bürgerrechtsarbeit deutscher Sinti und Roma"
![Recognition of the Nazi genocide of the Sinti and Roma by Federal Chancellor Helmut Schmidt, March 1982; pictured, from the left, inter alia: Romani Rose, Josef Kwiek, Anton Franz, Egon Siebert; Secretary of State to the Federal Minister of the Interior, Andreas von Schoeler, alongside Chancellor Helmut Schmidt](https://www.roma-sinti-holocaust-memorial-day.eu/wp-content/uploads/2020/07/6_0_Schmidt-scaled.jpg)
Die Anerkennung des NS-Völkermordes an Sinti und Roma
Ausstellung "45 Jahre Bürgerrechtsarbeit deutscher Sinti und Roma"
![The demonstration outside the Federal Criminal Investigation Department in January 1983; in the foreground Ranko Brantner, Anton Franz, Romani Rose](https://www.roma-sinti-holocaust-memorial-day.eu/wp-content/uploads/2020/07/141-1983_BKAWiesbaden-scaled.jpg)
Proteste gegen polizeiliche Sondererfassung
Ausstellung "45 Jahre Bürgerrechtsarbeit deutscher Sinti und Roma"
![Commemmorative event with a delegation of 50 Holocaust survivors in front of the Brandenburg Gate to mark the 50th anniversary of the Nazi decree of “extermination through labour”, September 1992](https://www.roma-sinti-holocaust-memorial-day.eu/wp-content/uploads/2020/07/9_2_Demo-50.-Jahrestag-Zwangsarbeit-klein.png)
Keine angemessene Entschädigung NS-verfolgter Sinti und Roma
Ausstellung "45 Jahre Bürgerrechtsarbeit deutscher Sinti und Roma"
![The first commemorative visit of the Central Council to Auschwitz, October 1985](https://www.roma-sinti-holocaust-memorial-day.eu/wp-content/uploads/2020/07/11_0_Zentralrat-772-6-scaled.jpg)
Gedenken in Auschwitz
Ausstellung "45 Jahre Bürgerrechtsarbeit deutscher Sinti und Roma"
![The last part of the permanent exhibition in Heidelberg. The tour ends on a walkway with a wall displaying the names of the more than 21.000 Sinti and Roma who were deported to Auschwitz-Birkenau, where almost all of them were murdered](https://www.roma-sinti-holocaust-memorial-day.eu/wp-content/uploads/2020/07/DokZ-17-scaled.jpg)
Die Eröffnung des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma
Ausstellung "45 Jahre Bürgerrechtsarbeit deutscher Sinti und Roma"
![The lawyers Arnold Roßberg and Uli Roeder, representatives of the accessory prosecution in the König trial, in front of a model of the Auschwitz-Birkenau concentration camp](https://www.roma-sinti-holocaust-memorial-day.eu/wp-content/uploads/2020/07/KönigProzess2.jpg)
Schonung für die Mörder – Justizielle Aufarbeitung der NS-Verbrechen
Ausstellung "45 Jahre Bürgerrechtsarbeit deutscher Sinti und Roma"