2. August 2021
Manon Aubry
Ko-Vorsitzende der Fraktion Die Linke im Europäischen Parlament
Rede anlässlich anlässlich des Europäischen Holocaust-Gedenktags für die Sinti und Roma am 2. August 2021
Heute gedenken wir der Hunderttausenden von Sinti und Roma, die im von den Nazis besetzten Europa ermordet wurden.
Es gibt kein Wort, das stark genug ist, um den Schrecken des Gemetzels zu beschreiben, das seinen Höhepunkt in Auschwitz im Jahr 1944 gipfelte.
Zu lange wurde die Verfolgung und Ermordung der Sinti und Roma vernachlässigt. Viele Viele Europäer wissen nicht, dass sie die zweitgrößte rassistisch verfolgte Bevölkerungsgruppe von den Nazis verfolgt wurden. Hunderttausende wurden während des Zweiten Weltkriegs ermordet.
Dieses Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist viel zu lange verschwiegen und übersehen worden. Das macht es umso wichtiger, ihm heute zu gedenken.
Bis heute leiden die Roma und Sinti unter generationenübergreifender Armut, fehlendem Zugang zu Arbeitsplätzen, Wohnungen, Gesundheitsversorgung und Bildung. Sie werden immer wieder zur Zielscheibe, Opfer rassistischer Angriffe. Antiziganismus, Schikanen und Diskriminierungen gegen Roma sind sind in Europa immer noch viel zu zahlreich. Wir müssen uns der Schwere dieser systematischen Angriffe bewusst sein.
Das Gedenken ist wichtig, um sich zu erinnern und nicht dieselben Fehler zu wiederholen. Es ist unsere Pflicht, nicht zu vergessen.
Wir müssen in der Tat wachsam sein. Heute sind die Rechtsextremen in ganz Europa wieder auf dem Vormarsch und verbreiten die gleichen hasserfüllten Ideen und politischen Ziele und untergraben die Menschenrechte durch Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Homophobie. Die Erinnerung selbst wird von einigen bedroht, die die Existenz des Völkermordes im Zweiten Weltkrieg leugnen. Europa hat diesen Weg der Täuschung, des Hasses und der Entmenschlichung schon einmal beschritten, und wir wissen, dass dieser Weg zu unumkehrbarem Schrecken führt.
Die Erinnerung an die Vergangenheit ist notwendig, aber sie reicht nicht aus. Das Erinnern muss einhergehen mit mit dem Einsatz für Gerechtigkeit und den Schutz der Menschenrechte einhergehen.
Wir müssen uns daran erinnern, dass es zu spät ist, wenn Faschisten an die Macht kommen. Und dass die Geschichte uns gelehrt hat, wozu sie fähig sind.
Wir müssen für eine Gesellschaft kämpfen, in der solche Gräueltaten nie wieder geschehen, indem wir Werte wie Integration und Solidarität fördern und gegen vorgefasste Meinungen und Stereotypen kämpfen, die Diskriminierungen verstärken. Wir müssen unseren Kindern beibringen, was passiert ist, denn sie müssen wissen, was passieren kann, wenn wir nicht rechtzeitig reagieren.
Wir müssen eine Erziehung fördern, die auf Respekt, Vielfalt, Teilhabe und Toleranz basiert, damit sich solche Gräueltaten nie mehr wiederholen können. Wir müssen uns rassistischen Organisationen und politischen Bewegungen entgegenstellen, die in ganz Europa auf dem Vormarsch sind.
Wir wissen, dass sich die Geschichte wiederholen kann, und wir haben die Pflicht, die Vergangenheit zu berücksichtigen, um nie wieder in dieselbe Falle zu tappen und eine bessere Zukunft aufzubauen.
Es gibt dunkle Zeiten in unserer Geschichte und schwierige Zeiten, die vor uns liegen. Aber es gibt auch Hoffnung und Inspiration, wenn wir uns heute versammeln. Der Europäische Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma ist ein Beweis dafür, dass es Akademiker, Organisationen, gewählte Vertreter und viele andere Menschen gibt, die weiter dafür kämpfen, dass Menschenwürde und Gleichheit über Hass und Rassismus siegen. Heute und in den kommenden Jahren steht die Fraktion Die Linke im Europäischen Parlament in Solidarität mit den Sinti und Roma und mit allen, die sich für Frieden, Gerechtigkeit und Menschenrechte einsetzen.
Stellungnahmen 2021
Romani Rose
Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma
Katarina Barley
Vice President of the European Parliament
Helena Dalli
EU-Kommissarin für Gleichstellung
Claudia Roth
Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages
Paul Blokhuis
Dutch State Secretary Paul Blokhuis
Chris J. Lazaris
Amb. Chris J. Lazaris, IHRA Chairman
Fernand des Varennes
UN-Sonderbeobachter für Minderheitenfragen
Anna-Nicole Heinrich
President of the Synod of the Evangelical Church in Germany (EKD)
Justin Trudeau
Prime Minister of Canada
Roman Kwiatkowski
Vorsitzender der Gesellschaft der Roma in Polen
Erich Schneeberger
stellv. Vorsitzender des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma und Vorsitzender des Verbands Deutscher Sinti und Roma – Landesverband Bayern
Timea Junghaus
Executive Director
European Roma Institute for Arts and Culture (ERIAC)
Adam Strauß
Vorsitzender des Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma Hessen
Manon Aubry
Manon Aubry, MEP
Adrian-Nicolae Furtuna
Historian at the University of Bucharest
Philomena Franz
Holocaust-Überlebende
Angelina Kappler
German former Weinkönigin
Marian Kalwary
Chairman of the Association of Jews,
Survivors and Victims of the Second World War
Piotr Gliński
First Deputy Prime Minister and the Minister of Culture and National Heritage of Poland
Izabela Tiberiade
Young Activist from Sweden
Ursula Krechel
Schriftstellerin
Marija Pejčinović Burić
Generalsekretärin des Europarates
Klaus Iohannis
Präsident Rumäniens